Ein Praktikum im Traumland Brasilien

Von Sophia Baron

Nach dem Bachelor-Studium wollte ich die Zeit ein wenig nutzen, um Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Außerdem wollte ich ein Praktikum absolvieren, in dem ich feststellen kann, welche Profilrichtung ich in meinem Master wählen möchte. Über bestehende Kontakte des Studiengangs konnte mir dann eine interessante Stelle für ein Praktikum in Brasilien vermittelt werden. Dieser Praktikumsplatz war in der Stadt Curitiba an der Universidade Federal do Parana am Institut für Geomatik im Bereich Fernerkundung angesiedelt. Mein Praktikum dauerte zwei Monate.

Brasilien klang für mich nach einem spannenden Land, aber gleichzeitig war das Reiseziel auch mit einem sehr großen Problem verbunden. Die Landessprache ist Portugiesisch, die ich leider nicht spreche. Vor meiner Abreise konnte ich noch einen Einsteigerkurs Portugiesisch am Sprachenzentrum des KIT belegen. Mit Englisch und diesem kleinen Kurs sollte ich mich dann auch ganz gut verständigen können. An der Universität in Curitiba konnte ich mit Englisch sehr gut durchkommen, wobei es auf der Straße doch schwieriger wurde. So lernte ich dann doch recht schnell, die wichtigsten Alltagssätze, wie nach dem Weg zu fragen oder sich nach dem Preis zu erkundigen.

Meine fachspezifische Aufgabe am Institut war es, Segmentierungen von Satellitenbildern zweier unterschiedlicher Zeitpunkte zu erstellen und zu vergleichen. Die Aufnahmen bezogen sich auf Guaratuba, ein Ort am Strand ganz in der Nähe von Curitiba. Zuerst arbeitete ich mich in das neue Themengebiet Segmentierung ein und erstellte mit verschiedenen Programmen Segmentierungen. Ich sollte insbesondere überprüfen, ob die gewählten Auswerteparameter für den ersten ebenso wie für den zweiten Zeitpunkt verwendet werden können. Des Weiteren sollte auch die Handhabung der Programme verglichen werden; z.B. untersuchte ich, welches Programm bietet die schnellste und beste Lösung? 

 

Die Bewertung der Segmentierungen erfolgte im ersten Schritt nur visuell. Nachdem ich feststellte, dass die Bewertungsmethode sehr stark vom Auswerter abhing, entwickelten mein Betreuer und ich ein quantitatives Bewertungsverfahren. Hierbei verglich ich die aus den Segmentierungen erstellten Klassifizierungen für Gebäude mit der Ground Truth und berechnete so die Genauigkeit der Segmentierung.

 

Im Rahmen meiner fachspezifischen Arbeit in Curitiba konnte ich auch Einblick in das Studieren gewinnen; beispielsweise wurde ich auch von einer Masterstudentin betreut. Das Verhältnis zu ihr war sehr gut und sie hat mich nicht nur bei der fachlichen Arbeit unterstützt, sondern mir auch die Stadt und das brasilianische Leben gezeigt. Unter Anderem haben wir beispielsweise Brigadeiro zusammen zubereitet. Das ist die Nationalsüßigkeit Brasiliens. Geschmacklich ist es eine Mischung aus Schokolade und Karamell, allerdings für meinen den deutschen Gaumen viel zu süß. In brasilianischen Süßigkeiten und Kuchen ist deutlich mehr Zucker enthalten als ich es gewohnt bin.

 

Gewohnt habe ich bei einer Gastfamilie; diese wurde mir vom Institut in Curitiba vermittelt, das mir auch für alle Fragen des täglichen Lebens ratgebend zur Seite stand. Die Familie hatte drei Kinder zwischen 17 und 24 Jahren, mit denen ich ebenfalls sehr viel Zeit verbrachte. Vor allem die „Churrasco“ und der Besuch in einem brasilianischen Fußballstadion werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Eine „Churrasco“ ist ähnlich wie dem deutschen Grillen, allerdings hat nicht jeder sein eigenes Steak, sondern meistens wird ein großes Stück Fleisch für alle gegrillt. Hier im Bild sieht man beispielsweise die Rippen eines Rindes, das sechs Stunden lang gegrillt werden musste. Diese „Chrurrasco“ fand am Nationalfeiertag „15. November“ statt. Der 15. November hat für die Brasilianer eine sehr große Bedeutung, da an diesem Tag im Jahre 1889 die Republik ausgerufen wurde. Daher heißt so gut wie in jeder brasilianischen Stadt die zentrale Einkaufsstraße „15 de novembro“.

 

Nach den zwei Monaten, die sehr schnell vergingen, hieß es nun von all‘ denen Abschied zu nehmen, die mir geholfen hatten, mich in Curitiba sehr wohlzufühlen. Aber für mich war es noch lange nicht der Abschied von Brasilien. Denn nach meiner Arbeit hatte ich mir noch drei Wochen Urlaub genommen, um das sehr große Land zu erkunden. Beispielsweise besuchte ich die sehr beeindruckenden Wasserfälle Foz da Iguacu oder tanzte Samba in Rio de Janeiro. Natürlich sah ich auch traumhafte Strände und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen.

 

   
 

Für mich war es eine aufregende und spannende Erfahrung auf einem anderen Kontinent 10 000 Kilometer von daheim entfernt zu wohnen und zu arbeiten. Brasilien ist ein tolles Land, von dem ich leider nur einen kleinen Teil sehen konnte. Wenn ich wieder Zeit und Geld habe, möchte ich auf jeden Fall die Leute dort wiedertreffen und noch mehr von dem Land sehen.